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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2007-02-18 | [This text should be read in deutsch] |
„Wir kennen ihn noch nicht so recht, aber das könnte sich bald ändern: Eginald Schlattner, rumäniendeutscher Schriftsteller, der 1998 seinen ersten Roman (Der geköpfte Hahn), jetzt den zweiten (Rote Handschuhe) herausbrachte, ist offensichtlich derartig angefüllt mit Erlebtem und Gedachtem, daß der zweite nicht sein letzter Roman bleiben wird.“ Das konnte man am 8. Mai 2001 im Feuilleton der FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG lesen.
Heute ist der 1933 in Arad geborene und in Fogarasch aufgewachsene Schriftsteller eine feste Größe der zeitgenössischen deutschen Literatur. Sein erster Roman hat seinen Ruhm eingeläutet und sein zweiter hat ihn gefestigt. Im Herbst 2000 hat Schlattner Rote Handschuhe im siebenbĂĽrgischen Rothberg beendet. Der Roman entwickelt sich auf zwei parallel laufenden Ebenen fort: eben im „Erlebten“ und im „Gedachten“. Das „Gedachte“ – meist Erinnerte – ist eindeutig stets eine Folge des „Erlebten“. Am letzten Samstag des Jahres 1957, es war der 28. Dezember, wurde der Ich-Erzähler – derselbe wie im ersten Roman, also des Autors Alter Ego – in Klausenburg verhaftet. Er war zu der Zeit Student der Hydrologie, Leiter eines selbst initiierten Literaturkreises und stand eben im Begriff, „die Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei zu beantragen“. Man brachte ihn nach Stalinstadt, das heutige Braşov/Kronstadt, und kerkerte ihn dort fĂĽr zwei Jahre ein. Seine Schuld: angebliche Nichtanzeige von staatsfeindlichen Aktivitäten aus seinen Verwandten- Freundes- und Bekanntenkreisen. Die Zeit zum Denken, zum mehr oder weniger effektiven Einsatz des „Gedachten“ als Ăśberlebensstrategie war gekommen. Das eintönige Zellendasein wurde nur von regelmäßigen Verhören unterbrochen. Und die begannen langsam aber sicher zu wirken. Sie zermĂĽrbten den Angeklagten, der anfangs, ausgestattet mit einer geschliffenen Rhetorik, mutig – an wenigen Stellen des Romans leider sogar etwas unglaubwĂĽrdig – dagegenhielt. Die Schergen waren aber stärker und die Stunde des ersten Verrats musste frĂĽher oder später schlagen. Dann ward es vollbracht: „Este fratele meu.“ („Es ist mein Bruder.“) Die Gehirnwäsche hatte ihre Effektivität wieder mal eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Viel mehr als die Geständnisse zählten allerdings die Indoktrinierungserfolge der Securitate-Offiziere. Der junge Häftling wandelte sich vom jugendlichen Sympathisanten – dissidentische ZĂĽge kann man aus seiner Biographie nicht herauslesen – zum Verfechter des Systems, das ihn ohne ernsten Grund der Freiheit, ja viel mehr, der schönsten Jugendjahre beraubt hat. Das musste zu dem Fiasko fĂĽhren, dass er, in die zivile Freiheit entlassen, die Welt nicht mehr verstand. Wohin er sich auch wandte, schlug ihm Misstrauen entgegen. Der Weg zurĂĽck in die Gesellschaft war um nichts leichter als das schikanöse Leben in der Haft. Es gibt in diesem Roman viele Nebenschauplätze, die sich sowohl im „Erlebten“ als auch im „Gedachten“ bemerkbar machen. Viele bekannte Figuren aus dem ersten Roman Schlattners finden hier ihre Auftritte, aber auch viele neue Gestalten tragen dazu bei, ein von ständiger Angst geprägtes Gesellschaftspanorama der Dej-Zeit Rumäniens zu widerspiegeln. So manches bleibt nebulös, wird nur angedeutet, passt also genau in eine Zeit allgegenwärtiger Doppelbödigkeit. Das Verhältnis des Anton Rosmarin, „Arbeiter aus dem Frateliaviertel in Temesvar“ zu Nicolaus Sturm, dem „Maler aus der Tannenau“, war eines jener nie geklärten, zu Vermutungen und Spekulationen anregenden Geheimnissen, die vielleicht etwas mit Denunziation zu tun hatten und von denen die rumänische Nachkriegszeit geprägt war. DER SPIEGEL schrieb am 30. April 2001: „Der Pfarrer lebt im Land seiner Kindheit, im Land seiner Folterknechte und seines Verrats. Wie er sich fĂĽhlt, das lässt er den Ich-Erzähler in Rote Handschuhe andeuten, der, frisch aus der Haft entlassen, sich mit den zähen Kanalratten von Kronstadt vergleicht.“ Gemeint ist Eginald Schlattner. Wie auch immer, das Sich-von-der-Seele-Schreiben hat der deutschen Literatur eine genieĂźbare Frucht beschert. Die siebenbĂĽrgisch-sächsische innerethnische Auseinandersetzung um diesen Roman, die oft in unversöhnlichen Streit ausartete, hat die deutsche Ă–ffentlichkeit wenig interessiert und schon längst nicht dem Werk geschadet. Eginald Schlattner: Rote Handschuhe, Roman; Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, MĂĽnchen, 2003; ISBN 3-423-13045-8, 602 Seiten, € 12,50 [D]
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